Vom Schreibtisch ins Kriegsgebiet und zurück

Author: Frederik Grüneberg

Nachdem ich am Tag der russischen Invasion die Medienberichte sah, durchlebte ich 1200
Kilometer entfernt, am Schreibtisch, mit vollem Kühlschrank und Dach über dem Kopf – eine
Achterbahnfahrt der Gefühle. Ich wollte helfen, doch wusste vorerst nicht wie. Ein Gefühl der
Machtlosigkeit machte sich breit. Dank Livestreams, Social-Media & Co. Konnte man diesen
schrecklichen Krieg sehr genau verfolgen, jedoch aus der Ferne nicht eingreifen.


Nach wenigen Tagen startete ich gemeinsam mit meinen Tabler-Freunden vom Round Table
183 Idar-Oberstein (RT183), eine Sachspendenannahme-Aktion. Es dauerte keine acht
Stunden auf einen Sonntagnachmittag um meine Garage bis unters Dach zu füllen. An
dieser Stelle möchte ich mich bei allen Spendern bedanken.


Dank des guten Verhältnisses zum Tierheim-Oberstmuhl, mit dem unser RT183 bereits bei
einer Spendenaktion für das Ahrtal zusammenarbeitete, konnten wir noch über 30
Tier-Transportboxen, sowie unzählige Dosen und Pakete an Futter für verschiedene
Tierarten annehmen und diese in unseren Transporter verladen.


Die Reise beginnt.
In den frühen Morgenstunden des 10. März ging es los. Der Transporter, welchen wir am
Tag zuvor nach allen Regeln des Tetris-Spiels beladen hatten, rollte in Richtung
Grenzgebiet.


An Bord waren Schlafsäcke, medizinisches Material, Medikamente, Isomatten, Tierbedarf,
haltbare Lebensmittel und Vieles mehr. Nach gut 13 Stunden Fahrt erreichten die ersten
Hilfsgüter ihr Ziel – ein kleines polnisches Dorf namens Krasiczyn. Weiter über Fredropol
und Prömsel ging es mit einem weiteren Transporter vor Ort nach Yavorov wenige Kilometer
vor den Toren der Stadt Lemberg. Dort traf ich auf eine Frau die mich verzweifelt nach
Insulin für ihre 9-jährige, diabeteskranke Tochter fragte – ein Moment den ich in diesem
Leben nichtmehr vergessen werde, denn im Eifer des Tatendrangs wurde mir auf einen
Schlag wieder klar, weshalb ich diese Fahrt auf mich genommen habe – um den Menschen
zu helfen, die von Krieg und Elend getroffen wurden und sich nichtmehr selbst helfen
können, aber auch denen die ihre Heimat und ihre Freiheit verteidigen.


Meine Heimreise sah noch einen Zwischenstopp in Berlin vor, wo ich einer
Tierschutzinitiative die Transportboxen und das Futter des Tierheim-Oberstmuhl lieferte und
am Abend im Berliner Hauptbahnhof an einem Stand der „Tierschutzinitiative Irina“ helfen
durfte.


Nach einer kurzen Nacht, ging es von Berlin zurück nach Idar-Oberstein – eins ist klar, diese
Reise von gut 50 Stunden, werde ich nicht vergessen und das Gesehene und Erlebte wird
mich stets motivieren mich weiterhin zu engagieren.

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